Tony Cragg – Retrospektive

Parts of the World

im Von-der-Heydt-Museum Wuppertal

 

Für den Ehrenbürger der Stadt Wuppertal wurde das ganze Museum ausgeräumt. Der sichtlich erfreute und glückliche Museumsdirektor Dr. Gerhard Finck kann die erste Retrospektive des Werks von Tony Cragg präsentieren, der zweifellos einer der bedeutendsten zeitgenössischen Bildhauer der Welt ist und die Ausstellung in Zusammenarbeit mit Dr. Finck konzipiert hat.

Die bis zu 800 kg schweren Exponate wurden durch spezialisierte Transporteure ins Museum gehievt. In allen 26 Ausstellungsräumen des Hauses kann nun ein Überblick über das gesamte bisherige Schaffen gewonnen werden. Die ca. 120 Skulpturen und etwa 150 Arbeiten auf Papier zeigen den Werdegang des Künstlers in eindrücklicher Weise. Seine Grundgedanken sind von Anfang an mit den Wissenschaften verbunden, aber er will das Innere der Dinge sehen und dem Material seine Form aufzwingen. „Ich habe mich immer vom Material leiten lassen und wollte sehen, was hinter dieser Oberfläche ist…. Bildhauerei ist auch die Erfindung neuer Formen, es ist ein Ableiten von Formen, die wir kennen in Formen, die wir noch nicht kennen“  erläutert der Künstler bei einem ersten Rundgang durch die Ausstellung. „Es ist ein Zeigen von verborgenen Facetten dessen, was sonst nicht sichtbar ist.“ In Themenräumen kann die Entwicklung von Craggs Kunst verfolgt werden, beginnend von seiner Studienzeit bis hin zu aktuellen Werken aus dem Jahr 2015, die hier erstmalig ausgestellt werden. Die Materialvielfalt beeindruckt:  die frühen Wandarbeiten aus Plastik (z.B. „Menschenmenge“ aus 1984 2x16 m), daneben Zeichnungen, Druckgrafiken, Aquarelle, Fotografien, Arbeiten aus Gips (z.B. „Wildlife“ aus 1995 oder „Relatives“ aus 2004), Bronze, Edelstahl, Fiberglas (z.B. „Making Sense“ aus 2007), geschliffenes Schichtholz bis hin zu wunderschönen Glasskulpturen, die in Murano entstanden.  Zur Ausstellung gibt es einen umfangreichen Katalog (€ 38) und eine sehr interessante DVD (€ 15). Die Ausstellung folgt allerdings nicht einer strikten Chronologie, sondern ist in Themenräumen und Werkgruppen angeordnet, die die Beziehung des Künstlers zu natürlichen und künstlichen Formen und Strukturen aufzeigen.

 

Hammerhead, Foto 03, 2014
Hammerhead, Foto 03, 2014

Der Brite Cragg lebt seit über 40 Jahren in der Stadt, mit der er auch durch den von ihm geschaffenen Skulpturenpark Waldfrieden eng verbunden ist. Dort werden  seit  2008 Außenskulpturen präsentiert, die schon ihrer Größe wegen nicht mehr ins Museum passen.

 

Dort sind auch Werke weiterer zeitgenössischer Künstler zu sehen, so dass sich ein Besuch auf jeden Fall lohnt. Cragg  war als Professor an der Kunstakademie Düsseldorf tätig, deren Rektor er bis 2013 war, seit 2015 Ehrenprofessor. Von Wuppertal  aus entwickelte der Künstler sein Werk, für das er vielfach ausgezeichnet wurde, z. B. mit der Turner-Preis, dem Praemium Imperiale oder der Ernennung zum Chevalier des Arts et des Lettres.

 

Seine Werke wurden u. a.  im Pariser Louvre, dem Chicagoer Art Institute und der Londoner Tate Gallery ausgestellt. Das Von-der Heydt-Museum hat seine Ausstellungsräume noch nie einem einzigen Künstler gewidmet. Eine derart prominente Herausstellung erscheint aber gerechtfertigt angesichts der Bedeutung dieses einzigartigen Bildhauers.

 

Cubic, 102x105x120 bronze, Foto: Michael Richter
Cubic, 102x105x120 bronze, Foto: Michael Richter

15.4.2016 / GBW

 

Hier können Sie sich über Öffnungszeiten, Führungen in verschiedenen Sprachen und Online-Tickets informieren:

 

Internet-Adresse: www.tonycragg-ausstellung.de

Museum:             www.von-der-heydt-museum.de