Münster

Die Grönholm Methode

 

Die Situation kennt jeder. Es ist das entscheidende Vorstellungsgespräch. Dreimal waren die Bewerber schon da. Dieses Gespräch soll die Entscheidung bringen. Doch es verläuft ganz anders als erwartet. Den Verlauf dieses ungewöhnlichen Vorstellungsgesprächs präsentiert das Wolfgang Borchert Theater Münster mit der „Grönholm-Methode“. Inszeniert wird das Stück von Monika Hess-Zanger.

 

Geschrieben wurde die „Grönholm-Methode“ von dem Spanier Jordi Galcerán. Uraufgeführt wurde das Stück im Jahr 2003 im „Teatre Nacional de Catalunya“. Die deutsche Übersetzung wurde von Stefanie Gerhold verfasst. Die Idee entsprang einer wahren Begebenheit. In einem Papierkorb fand jemand Unterlagen, in denen der  Personalchef einer Supermarktkette seine Eindrücke über Bewerber für eine Stelle als Kassiererin notiert hatte. Es fanden sich Bemerkungen wie „fette Kuh mit Hängetitten…“ oder „Piepsstimme, ist bestimmt dumm…“. Ein auf dem Stück basierender Kinofilm mit dem Titel „El methodo“ von Marcelo Pineyro kam 2005 in die spanischen Kinos.

 

Fernando Porta (Konrad Haller), der selbstbewusste Bewerber betritt als erster die Bühne. Er setzt sich und wartet. Nach und nach treffen auch die anderen Bewerber ein. Die erste Aufgabe wird verteilt . Einer der vier Bewerber ist ein Mogler und gehört zur Personalbteilung. Wer? Das sollen die Vier herausbekommen. Die Diskussion beginnt. Der locker, lustige Carlos Bueno (Florian Bender) und die zielstrebige Mercedes Degás (Nora Düding) kennen sich. Sie haben zusammen studiert. Die Aufgabe löst eine temperamentvolle Wortschlacht aus, bei der die Bewerber sich gegenseitig verdächtigen und beschuldigen.

 

Aber es kommt noch härter. Die Firma scheint das Privatleben der Bewerber auszukundschaften. Der biedere Enrique Font (Jens Ulrich Seffen) muss von seiner Affäre mit einer Sachbearbeiterin erzählen und davon, dass seine Frau ihn verlassen hat. Seine privaten Probleme haben Auswirkungen auf sein Berufsleben. Er machte Fehler. Und Carlos Bueno muss gestehen, dass er angefangen hat, Hormone für eine Geschlechtsumwandlung zu nehmen. Beide Geständnisse lösen heftige Wortgefechte aus. Besonders Fernando Porta bleibt hart.

 

Doch damit nicht genug. Die vier müssen sich zusätzlich in einen Bischof, einen Torrero, einen Clown und einen Politiker verwandeln. Der Sinn dieser Aufgabe besteht darin, die Anderen davon zu überzeugen, dass gerade ihre Verwandlungsfigur aus einem brennenden Flugzeug gerettet werden muss.

 

Psychisch werden die Bewerber immer stärker unter Druck gesetzt. Mercedes Degás bekommt zwei Anrufe. Ihre Mutter stirbt während des Gesprächs. Trotzdem beschließt sie, zu bleiben, denn gegen Fernando Porta will sie nicht verlieren. Carlos Buenos verlässt das Gespräch, er gibt auf. Enrique Font outet sich als Psychologe der Personalabteilung. Jetzt heißt es Degás gegen Porta. Jeder hat eine Aufgabe zu erfüllen. Porta gewinnt, er bringt Degás zum Weinen.

 

Am Ende stellt sich raus: Nur Fernando Porta war der richtige Bewerber. Alle anderen gehörten zur Personalabteilung. Doch den Job bekommt er nicht. Mercedes Degás unterzieht ihn einer letzten Prüfung, er verliert.

 

Das Stück überzeugt durch viel Witz und Humor. Die vier Schauspieler geben ihren jeweiligen Charakter überzeugend wieder, Florian Bender leicht und locker,  Konrad Haller selbstbewusst, Nora Düding zielstrebig und Jens Ulrich Seffen bieder. Von Anfang an ziehen die Vier das Publikum in dieses ungewöhnliche Vorstellungsgespräch hinein und lassen es bis zum Ende nicht mehr los. Der Zuschauer amüsiert sich über den Torrero, der all zu schnell aufgibt, hat Mitleid mit Carlos Bueno, der sein Privatleben so offen legen muss und ist erstaunt als am Ende alles ganz anders ist als gedacht. Das Publikum belohnte die Schauspieler mit lang anhaltendem Applaus.   

(Lara Sasse)