Hoffmanns Erzählungen

(Les Contes D′Hoffmann)

Fantastische Oper in 5 Akten von Jacques Offenbach

In französischer Sprache mit deutschen Übertiteln

 

Musikalische Leitung Stefan Soltesz

Inszenierung Dietrich W. Hilsdorf

Bühne und Kostüme Johannes Leiacker

Dramaturgie Norbert Abels

 

Das Leben ist nur ein Traum.

 

Vor fünfzehn Jahren wurde Offenbachs Oper „Hoffmanns Erzählungen“ zuletzt in Essen aufgeführt. Für das Aalto-Theater inszenierten Generalmusikdirektor Stefan Soltecsz und Regisseur Diedrich Hilsdorf die Oper in französischer Sprache mit deutschen Untertiteln. Szenisch und musikalisch erlebte das -Publikum eine hervorragende Aufführung.

 

Geschichte der Oper

 

Offenbachs Traum war es eine große Oper zu komponieren. Die Uraufführung von Hoffmanns Erzählungen erlebte er nicht mehr. Er starb 1880 während der Proben an der Pariser Opéra comique. Zu diesem Zeitpunkt war der fünfte Akt (Giulietta Akt) noch nicht fertig komponiert.

Das Werk ist in der Romantik angesiedelt. Die Träume des Protagonisten stehen im Zentrum der Handlung. Romantiker betrachten den Traum als reinste Poesie. Sie setzen träumen mit unwillkürlichem Dichten gleich.

Die Handlung kreiert ein Künstlerdrama. Der Dichter, Träumer und Trinker E.T.A. Hoffmann, eine fiktive Gestalt, ist auf der Suche nach dem Glück. Gleich mehrere Frauen beflügeln seine Fantasie. Es sind Antonia, die nicht aufhören kann zu singen und daran zugrunde geht, Olympia, die kein Mensch ist, sondern eine mechanische Puppe und Giulietta, eine verführerische Edel-Kurtisane. Obwohl er von diesen drei Frauen träumt, geht es ihm nur um eine: um Stella. Sie ist seine große Liebe. Im Laufe der Handlung steigert sich Hoffmann immer stärker in Wahnvorstellungen. Zwischen Realität und Fiktion kann er nicht mehr unterscheiden.

 

Inszenierung im Aalto

 

Die Inszenierung verzichtet auf die berühmte Spiegelarie. Sie stammt nicht aus Hoffmanns Erzählungen, sondern aus einer Operette Offenbachs. Die Essener Spielfassung in fünf Akten basiert auf der Kaye-Keck Fassung. Mit knapp gesprochenen Dialogen zwischen den Gesangspausen statt Rezitativen bleibt sie in der Tradition der Opèra comique. Eine Veränderung erfährt die Guilleta Arie. Warum Hoffmann einen Mord begeht, zeigt die Regie nun deutlich.

 

Die leere Bühne eines modernen Theaters dient als Schauplatz für die Oper. Lediglich ein Tisch und ein Klavier sind zu sehen. Ein großes Fenster spendet Licht. Vorhänge begrenzen den großen Bühnenraum. Sie sind zugezogen. Hoffmann sitzt am Tisch, schreibt und trinkt. Immer an seiner Seite: die Muse: Symbol für das Künstlertum.

Männer ziehen eine Frau aus. Hoffmanns Sehnsucht nach der idealen Frau soll mit diesem Vorgang illustriert werden. Der Dichter kann sich zwischen Künstlertum und Liebessehnsucht nicht entscheiden. Die Konflikte in ihm spitzen sich dramatisch zu.

 

Die spartanisch möblierte Bühne hat sich Johannes Leidecker ausgedacht. Im Laufe der Aufführung kommen nur wenige Requisiten hinzu. Kronleuchter bringen Licht in das Dunkel und Stimmung: im (Giulietta Akt), wenn das Bordell Handlungsort ist. Eine riesige, sich drehende Figur mit einem verwesten Gesicht und ein Sarg wirken gruselig. Sie verstärken die schaurige Atmosphäre im Antonia-Akt. Ansonsten verzichtet Hilsdorf auf überflüssiges Beiwerk. Das perfekte Zusammenspiel der Musik mit Licht, exakter Personenführung und Bühnenbild stehen bei ihm im Vordergrund.

 

Beeindruckendes Ensemble im Aalto

 

Die Inszenierung beeindruckt mit einer glänzenden Sängerbesetzung. Thomas Piffka in der Titelpartie des Hoffmann schöpft sein Potiential voll aus. Mühelos porträtiert er den existenziell gescheiterten Dichter und gibt dessen Stimmungen pointiert wieder. Michaela Selinger in der Rolle der Muse besticht mit temperamentvollem Mezzosopran. Hulkar Sabirova (Olympia) beherrscht nicht nur sicher die Koloraturen, auch in der Rolle der mechanischen Puppe ist sie überzeugend. Liana Aleksanya (Antonia) fasziniert als todgeweihte Sängerin, die wie ihre Mutter im Sarg endet. Ursula Hesse von den Steinen verkörpert mit Überzeugung die Kurtisane Giulietta. Mit sinnlicher Ausstrahlung und geschmeidigem Mezzo brilliert sie vor dem Publikum.

Schwungvoll und mit der gewohnten Präzision dirigiert Stefan Soltesz die Essener Philharmoniker. Der Chor des Aalto sorgt wieder einmal für tadellosen Hörgenuss.

 

Viel Beifall für das gesamte Ensemble