Essen

Essener Grillo-Theater

 

Krankheit der Jugend

von Ferdinand Bruckner

 

Regie Nuran David Calis
Bühne Irina Schicketanz
Kostüme Silke Rekort
Musik Vivan Bhatti
Video Karnik Gregorian

 

Premiere: 7.02.2009

 

Unter dem Pseudonym Ferdinand Bruckner schrieb Theodor Tagger 1926 dieses Schauspiel unter dem Eindruck der damaligen Zeit. Nuran David Calis hat die handelnden Charaktere grundsätzlich nicht verändert, aber Umgebung und Sprachstil in bemerkenswerter Weise unserer Zeit angepasst. Er übernimmt nur teilweise Bruckners Text, deutet mit modernisierter Sprache die Situation der heutigen jungen Erwachsenen.

 

Wir erleben Selbstfindungsprozesse von sieben jungen Menschen, zumeist Studierende. Sie sind geprägt durch Herkunft und Umwelt und müssen sich

den Fragen von Ethik und Moral, des eigenen Standpunkts und Werts stellen. Da ist die realistisch denkende Marie, die begabte Desiree, die alles probiert, aber keinen Halt findet; Irene, ehrgeizig und zielsicher, aber fast menschenscheu; der empfindsame Schriftsteller Petrell; der an seinen Moralvorstellungen gescheiterte Arzt Alt; der intelligente, aber Verantwortung scheuende Freder und die von ihm skrupellos manipulierte einfache Lucy, die Putz- und Servierdienste leistet. Sie treffen auf einer Geburtstagsparty aufeinander und zeigen uns ihre Suche nach Liebe und Erfolg in ihren verschiedenen Ausprägungen, die Versuche, andere zu manipulieren in der verzweifelten Hoffnung auf eigenes Glück. Die Dialoge münden in dramatische Wendungen. Auf schmalem Grat befindlich kann sich das Schicksal für den Einzelnen zur einen oder anderen Seite neigen

 

Die jungen Schauspieler bringen die Charaktere  glaubwürdig auf die Bühne und zeigen eine geschlossene Ensemble-Leistung - sie erhalten zu Recht starken Beifall. Das in kühlem Weiß gehaltene Bühnenbild unterstreicht sehr gut die unpersönliche Atmosphäre der Campus-Umgebung. Als Zuschauer verlässt man das Theater mit der Frage nach den Ursachen der aufgezeigten Zustände.

(Gisela Baumann-Wagner)