Essen

 

"Was ihr wollt"
von William Shakespeare
Regie: David Bösch


Premiere: 10.10.2008

 

Illyrien in Essen
Das Leben ist eine Baustelle

 
"Illyrien", ein Schauplatz großer Liebessehnsüchte in Shakespeares „Was ihr wollt", wird gerade umgebaut. Warum? Regisseur David Bösch verrät es nicht.

 

Den Ort „Illyrien" inszeniert David Bösch symbolisch als eine große Welle, die einen mitreißt, so wie die Liebe, wenn sie einen plötzlich und unerwartet trifft. Patricia Talacko und Dirk Thiele illustrieren dieses Bild wunderschön auf der Bühne. Eine Welle spült Viola, herzerweichend gespielt von Sarah Victoria Frick, an den Ort, an dem Herzog Orsino seit langem seiner unerwiderten Liebe zur Gräfin Olivia frönt. Wenn er den Bühnenmeister auffordert, sein Liebeslied noch einmal zu spielen, scheint es, als genieße er seinen Zustand der Hoffnung, des Wartens und der Verzweiflung.

 

Mit seinen langen Haaren erinnert er an einen Hippie auf einer einsamen Insel, der das Motto „Peace, Love and Harmony" perfektioniert hat. Der Narr, glänzend in Szene gesetzt von Günter Franzmeier, sieht dem Herzog ähnlich. Die Allegorie reizt zum Nachdenken: Ist der ein Narr, der ewig auf die unerreichbare Liebe hofft? Olivia, die um ihren toten Bruder trauert, wird erst wieder durch die Liebe zu Viola, alias Cesario, zum Leben erweckt. Verzweifelt, weil auch diese Liebe unerwidert bleibt, sucht sie die Schuld typisch weiblich in ihrem Aussehen. Grandios, wie sie mit einem Lippenstift die Vorarbeit eines Schönheitschirurgen an ihrem Körper vollzieht.

 

Regisseur David Bösch hat Shakespeares Komödie "Was ihr wollt" als einfallsreiche, bunte und junge Inszenierung nach der Übersetzung von Thomas Brasch auf die Bühne gebracht. 2 ½ Stunden produziert die Inszenierung nicht nur jede Menge Gags und Einfälle, sondern auch viel Komik und jede Menge bissigen Humor. Dabei gibt es immer wieder Kabarettistische Einlagen und Effekte zu sehen, in denen Elemente der modernen Welt identifizierbar sind.

 

In der zeitlosen Aufführung spielt das gesamte Ensemble hervorragend, insbesondere Sarah Viktoria Frick als Viola bringt Schwung in die Handlung und begeistert mit ihrer Darstellung.

 

Karsten Riedel. vermag es, mit seiner Musik die tragikomischen Momente eindrucksvoll zu unterstreichen.

Wieder ein großer Erfolg für das ganze Ensemble.

 

(Anna Dettmer)