La finta Giardiniera

(Die Gärtnerin aus Liebe)
Dramma giocoso in drei Akten von Wolfgang Amadeus Mozart

Libretto von Giuseppe Petrosellini

Premiere am 2. Oktober 2021
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Als Wiederaufnahme stand am 3. Oktober 2022 die Mozart Oper "La finta Giardiniera " auf dem Spielplan des Aalto Theaters in Essen. Sieben Protagonisten geraten auf der Suche nach Liebe in allerlei Enttäuschungen, Turbulenzen und Verwirrungen. Zur großen Freude des Publikums geht das Drama jedoch gut aus. Es gibt Bravorufe und viel Beifall für das Ensemble.

 

Entstehung

Mit gerade mal 18 Jahren komponierte Mozart die Oper für den Münchener Fasching. Die Uraufführung fand 1775 in München statt. Mozart offenbart mit dem Frühwerk bereits seine Genialität und beweist sich als Meister der Opera buffa. Das Werk enthält Elemente der Oper seria, sowie der Opera buffa, beide Elemente vermischen sich. Bewusst setzt er die Instrumente ein: Blechbläser mit der Trompete als Symbol für Männlichkeit und Macht, der Weiblichkeit ordnet er die Holzbläser zu (darunter Oboen und Fagotti). Das Orchester gewinnt dadurch an zusätzlicher Klangfarbe.

 

Das Libretto zur Gärtnerin aus Liebe stammt von Giuseppe Petrosellini.

Das Bühnenbild gestaltete Frank Philipp Schlößmann mit pittoresken Bildern, die an die Zeit des Rokoko erinnern. Auf einer Drehbühne mit vier Räumen lässt Regisseur Ondrej Havelka die Handlung spielen. Zu Beginn weilt Sandrina im Garten, wo sie ihrer Tätigkeit als Gärtnerin nachgeht. Die Pflege der Bäume scheint ihr nicht so recht zu gelingen, einer befindet sich in einer bedrohlichen Schieflage. Don Anchise, den Hausherrn, stört das nicht. Er hat nur Augen für seine schöne Gärtnerin und stellt ihr bei jeder Gelegenheit nach. Sandrinas Zimmer mit einem geräumigen Kleider-Schrank, indem sich abwechselnd der Podesta und Belfiore verstecken, ist zu sehen, sowie die prachtvolle Empfangshalle des Palastes mit antiken Säulen und ein Raum mit Gemälden.

Eine Augenweide sind die historischen Kostüme von Jana Zborilova, typisch für das Zeitalter des Rokoko.

Handlung

Ondrej Havelka hat die Mozart Oper für das Aalto Theater inszeniert. Schauplatz der Handlung ist der Palast von Don Anchise, dem Podestà von Lagonero. Vier Männer und drei Frauen treffen hier aufeinander. Ihre Beweggründe sind unterschiedlicher Art. Sandrina und Nardo haben erst seit kurzem ihre Stelle als Gärtner angetreten. Sandrina unter falscher Identität, sie ist in Wirklichkeit die "Marchesa Violante Onesti" und auf der Suche nach ihrem ehemaligen Geliebten, dem Grafen Belfiore. Dessen Eifersuchtsattacke kostete sie fast das Leben. Er glaubt, sie getötet zu haben. Derweil wartet  der vollkommen ahnungslose Don Anchise auf seine Nichte Arminda, deren Hochzeit mit Belfiore bevorsteht. Arminda hat Ramindo, ihren Geliebten verlassen, verspricht sich von der Heirat einen Aufstieg in den höheren Adel. Zunehmend genervt ist Don Anchise von seiner Magd Serpetta, die eifersüchtig auf Sandrina ist und ihn bespitzelt. Auf Nardos Liebeswerben geht sie nicht ein, interessiert sich nur für den Hausherrn. Das Drama spitzt sich zu, nachdem sich Sandrina zu erkennen gibt und Arminda auf eine Heirat mit Belfiore drängt.

Den Frauen in der Inszenierung ordnet die Regie  Stärke und Entschlossenheit zu, sie scheinen zu wissen, was sie wollen. Die Männer sind eher durch Schwäche charakterisiert. Sandrina als Sympathieträgerin gewinnt im Laufe der Handlung zunehmend an Selbstbewusstsein, kann sich sogar der Zudringlichkeit des Podestà erwehren. Arminda als starke, selbstbewusste Figur in der Inszenierung angelegt, gibt ihre Heiratspläne mit Belfiore schließlich auf und kehrt zu Ramindo zurück. Serpetta erkennt ihre Chancenlosigkeit bei Don Anchise und wendet sich Nardo zu. Einzig Don Anchise steht zum Schluss allein da. Das lässt ihn aber nicht verzweifeln. Die Idee der Regie zu seinem Problem: eine "neue Sandrina" muss her, die er heiraten kann. Frei nach dem Motto „morgen ist auch noch ein Tag“, hat Don Anchise aber keine Eile damit.

 

Verändertes Frauenbild

Im 18. Jahrhundert begann sich das Frauenbild in der Gesellschaft zu wandeln. Den Geschlechtern werden Charaktermerkmale zugeordnet. Die unterwürfige Frau wird als "gut" bezeichnet, die kämpferische, aufmüpfige als "böse". In der Mozart Oper sind Ansätze eines neuen Frauenbildes zu erkennen. Die Frauen entscheiden selbst, mit wem sie zusammenbleiben wollen, die Männer fügen sich. Insgesamt kommen die Männer  in Havelkas Inszenierung nicht besonders gut weg. Und für die Frau geht es immer noch darum, einen Mann zu finden und möglichst schnell unter die Haube zu kommen. Von Emanzipation kann noch keine Rede sein.

 

Die Essener Philharmoniker unter der Leitung von Wolfram Maria Märtig spielten auf hohem Niveau. In Bestform zeigte sich auch das Ensemble der Sänger*innen. In der Titelrolle glänzte Giulia Montanarit, die mit silberhellem Sopran bezauberte. Ebenso überzeugend Moritz Kallenberg in der Rolle des Grafen Belfiore, der die lyrischen Passagen mühelos meisterte, szenisch amüsant seine Unentschlossenheit und Unbeholfenheit. Sophia Brommer gibt der selbstbewussten Arminda ein starkes Profil. Perfekt in der Hosenrolle des Cavalìere Ramiro ist Bettina Ranch, ihr dunkel klingender Mezzosopran fasziniert. Graziöse Schritte und Verbeugungen platzierte sie so elegant, wie es in der Zeit des Rokokos üblich war. Tobias Greenhaigh beeindruckt als Nardo, dessen wohlklingender Bariton aufhorchen lässt. Der Figur des Podestà verleiht Richard markante Konturen. Besonderes Vergnügen bereitet Christina Clark als kecke Serpetta, ihr Sopran passt sich jeder Gelegenheit an.

 

Fazit

Ein wunderbarer Mozart Abend mit zauberhaften Bildern.