Essen
Folkwang Museum
Chagall, Matisse, Miro
Made in Paris
vom 1. September - 7. Januar 2024
Camille Pissaro äusserte sich am 13. April 1897 zu der Situation in Paris gegenüber seinem Sohn, der in London weilte: "Man beschäftigt sich nur noch mit Druckgrafiken, es ist ein wildes Treiben."
Ursprünglich sollte der amerikanische Autor Henry Miller eine Zirkusgeschichte für Léger verfassen, doch sie sagte ihm nicht zu. Er verfasste einen eigenen Text.
Paris spielt für Robert Delaunays Schaffen eine zentrale Rolle. Er setzte sich mit dem Thema Farbe in den Fensterbildern noch stärker auseinander. „Cubisme écartelé (zerteilter Kubismus), topografische Motive zeigen sich halb verborgen auf den Gemälden.
Les fenétres sur la ville 1912 Die Fenster zur Stadt Öl auf Leinwand Oil on canvas Museum Folkwang (5.02)
Die neue Ausstellung im Essener Folkwang Museum "Chagall, Matisse, Miro Made in Paris" fokussiert Paris als bedeutendes Zentrum der künstlerischen Druckproduktion. Chronologisch aufgebaut, nimmt sie als Ausgangspunkt das späte 19. Jahrhundert. 250 Einzelobjekte, darunter 42 Künstlerbücher und Mappenwerke, 75 Druckgrafische Einzelblätter, 32 Plakate, 16 Gemälde und ein Video wetteifern in 10 Räumen um die Aufmerksamkeit des Publikums.
Der größte Teil der ausgestellten Arbeiten, erklärt Kurator Tobias Burg, stammt aus dem Bestand des Folkwang Museums und
wurde bereits zur Entstehungszeit des Museums erworben, jedoch selten oder bisher nie gezeigt. Wertvolle Leihgaben anderer Museen und Privatsammlungen ergänzen die Schau.
Die Ausstellung fokussiert Paris als wichtigstes europäisches Zentrum für die Produktion von Künstlerbüchern und Druckgrafiken im 20. Jahrhundert. Parallel dazu präsentiert sie Meisterwerke berühmter Künstler, die als Klassiker der Gattung gelten: darunter Marc Chagall, Henri Matisse, Joan Miró oder Pablo Picasso. Die Entwicklung der Drucktradition reicht bis in die Gegenwart. Arbeiten von Roland Topor, Jim Dine oder David Lynch, die ab 1970 entstanden sind, verdeutlichen dies. Und: auch im digitalen Zeitalter verliert das Künstlerbuch nicht an Interesse. Heute noch reisen die Künstler nach Paris, um sich künstlerisch weiterzubilden und in den Werkstätten werden Lithografien des Filmemachers David Lynch gedruckt.
Kunsthistorisch misst die Ausstellung der Verbindung von Grafik und Malerei große Bedeutung bei. Ausgewählte Gemälde von Chagall, Matisse, Miró oder Picasso markieren stilistische und thematische Gemeinsamkeiten.
Gleich im ersten Raum ist Nostalgie angesagt, eine alte Druckerpresse ist zu sehen, mit dessen Lithographiestein einst ein
Plakat von Toulouse Lautrec gedruckt wurde.
Bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts beginnt die künstlerische Druckproduktion: die wichtigsten
Künstler der Zeit interessierten sich zunehmend für die Kunst der Lithografie. Von
spezialisierten Druckwerkstätten und Verlegern gehen Initiativen für bestimmte Werke aus. Bedeutende Künstlerbücher entstehen, deren Ankauf nun auch für ein breiteres Publikum erschwinglich wird.
Lithografische Plakate und kleinformatige Druckgrafiken sind beliebt und bald groß in Mode. Sie schmücken Wohnungen und Schaufenster. Henri de Toulouse-Lautrec und Théophile Aleandre Steinlen
begeistern ihre Zeitgenossen mit exzellenten Druckgrafiken und lithographischen Originalplakaten, deren Lebensfreude und Fantasie, hautnah zu spüren sind. Mit Holzschnitten, Radierungen und
Lithografien wecken Max Ernst, Pablo Picassos Joan Miró und Henri Matisse das Interesse für ihre Werke. Nach literarischer Vorlage gestalten sie einzigartige Künstlerbücher mit Originalgrafiken,
die den zugrundliegenden Text auf besondere Weise illustrieren. Kostbarkeiten wie Chagalls Künstlerbuch „Les sept péchés capitaux“ darf besondere Beachtung in der Ausstellung geschenkt werden. Es
amüsiert mit Radierungen zu den sieben Todsünden; ebenso beeindruckend Picassos Illustrationen zu „La Tauromaquia“, einer Anleitung zum Stierkampf aus dem 18. Jahrhundert; Henri Matisse ist mit
„Jazz“ vertreten, ein Hauptwerk seiner Künstlerbücher; Joan Miró fasziniert mit seinem Künstlerbuch „A touré épreuve“, an dem er mehr als 10 Jahre gearbeitet hat. Das Werk illustriert Gedichte
des französischen Autors Paul Éluard, der an der Gestaltung der Seiten beteiligt war.
Insbesondere der Verleger "Ambroise Vollard" erwies sich als wichtigster Iniiator für Künstlerbücher und Mappenwerke, sein Wirkungskreis ging weit über Paris hinaus. Der Gründer des Folkwang Museums, Karl Ernst Osthaus, erwarb bei ihm Gemälde von Paul Cézanne, Maurice Denis, Paul Gauguin und Emile Bernard, die in der Ausstellung präsentiert werden. Sein erste Grafikmappe (1896) enthielt u.a. Edvard Munchs Lithografie "Angst", auch die "Theogonie des Hesiod“, das bedeutendste Künstlerbuch von Georges Braque und Picassos 100 Radierungen, die "Suite Volland" gehen mit auf sein Konto. Darüberhinaus wirkten spezialisierte Druckwerkstätten am Zustandekommen von Künstlerbüchern mit, die meistens nicht gebunden wurden, sondern als Portfolio von Einzelblättern ihre Käufer fanden.
Das Begleitprogramm der
Ausstellung besteht aus Führungen, Vorträgen, Konzerten sowie einer Filmreihe, die in Zusammenarbeit mit den Essener Filmkunsttheatern ab Mitte November zu sehen ist, sowie Workshops und Seminaren.
Tickets: 10 Euro/ 6 Euro
https://museum-folkwang.ticketfritz.de
Ausstellungskatalog: 38 Euro
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