Essen
Die Liebe zu den drei Orangen
Oper in vier Akten und einem Vorspiel
Nach einem Märchenspiel von Carlo Gozzi
Text und Musik von Sergej Prokofjew
Uraufführung: 30. Dezember 1921, Auditorium Theater Chicago
Musikalische Leitung: Yannis Pouspourika
Inszenierung: Laurent Pelly
Szenische Einstudierung Astrid Van Den Akker
Bühne Chantal Thomas
Kostüme Laurent Pelly
Choreografische Einstudierung: Patrick Jaskolka
Dramaturgische Betreuung Christian Schröder
Premiere: Samstag, 21. November 2015
Die Karten sind aufgestellt. Das Spiel beginnt. Gut 2 ½ Stunden fasziniert die surreale Märchenoper Prokofjews im Aalto Theater. Das Kartenspiel, ein Leitmotiv der Oper, zieht sich durch die gesamte Inszenierung. Der französische Regisseur Laurent Pelly setzte „Die Liebe zu den drei Orangen“ 2005 für die Oper Amsterdam in Szene. Nun feierte das Werk in Essen eine umjubelte Premiere.
Die Grundlage für die Oper bildet das Märchenspiel „L`amore delle tre melacarace“ des Schriftstellers Carlo Gozzi aus dem Jahr 1761. Es erzählt die Geschichte dreier Mädchen, die in Früchte verwandelt werden. Gozzi wurde als Reformator der „Commedia dell `Arte“ bekannt, die als Kunstform in der Renaissance beliebt war.
Prokofjew schöpfte aus dem Fundus der Operngeschichte, um gegen zeitgenössische Komponisten zu protestieren. „Die Liebe zu den drei Orangen“ ist eine Persiflage und richtet sich gegen die komisch-romantische-, sowie durchkomponierte Oper Richard Wagners. Berühmtheit erlangte „Der Marsch durch die Wüste“, der als musikalisches Thema mehrfach aufgenommen wird (immer wenn der König erscheint). Komik und Theratralisches sind im Libretto angelegt. Klangfarben und Orchestrierung charakterisieren Figuren, malen Märchen- und reale Welt. Dabei verzichtet Prokofjew auf ausladende Arien und lange Gesangsensembles.
Die Inszenierung Pellys zeichnet sich durch Figurenschärfe, Symbolik (Karten), eine brillante Choreografie (Laura Scozzi), von Nico Weggemanns einstudiert, eine fantasievoll ausgestattete Bühne, opulente Kostüme und einem großartigem Ensemble aus.
Chantal Thomas aufwendig mit Ornamenten gestaltete Spielkarten typologisieren Personen, assoziieren Schauplätze- und Szenenwechsel. Aufgerollt dienen die Karten als Schlafstelle in der Wüste (Prinz, Truffalgino).
Handlung
In der Groteske treten Vertreter verschiedener Theaterrichtungen auf.Tragiker, Lyriker, Komische, Hohlköpfe und Lächerliche geraten über eine geeignete Gattung für ein neues Theaterstück in Streit.. Die Tragiker wollen eine Tragödie aufführen, die Komödianten bevorzugen ein Stück aus der Commedia dell Arte. Die Gruppe der „Lächerlichen“ kündigen die: „Die Liebe zu den drei Orangen“ an. Die Handlung vollzieht sich auf mehreren Ebenen, die untereinander verwoben sind. Kurze Szenen und scharfe Kontraste, die an eine Filmmontage erinnern, kennzeichnen das Werk. Prokofjew erlangte auch als Filmkomponist Berühmtheit. „Iwan der Schreckliche,“ (1945) ist sein bekanntester Film. König Treffs einziger Sohn leidet an hypochondrischer Depression. Nur "Lachen" kann ihn von seiner Krankheit befreien. Alle Versuche ihn zu heilen scheitern, nur der Hexe Fata Morgana gelingt es nach ihrem unfreiwilligem Sturz. Der Prnz bricht in Lachen aus. Und wird von der Hexe mit einem Fluch belegt. Er muss sich in drei Orangen verlieben.
Den vehement leidenden Königssohn verkörpert Alexey Sayapin überzeugend. Seine Lachsalve kündigt sich durch die Musik an. Die Streicher unter der Leitung von Yannis Pouspourikas spielen zunächst verhalten, dann immer impulsiver, das Lachen scheint sich in der Musik zu entladen.
Stimmlich als lyrischer Tenor angelegt, hat er doch ab und zu Mühe gegen die wuchtigen Töne, die aus dem Orchestergraben aufsteigen, anzusingen..Das ist auch bei An de Ridder als Prinzessin Clarisse zu beobachten.
Ganz anders Tijl Favets, der einen dominanten König mit raumfüllender Bassstimme präsentiert. Albrecht Kludszuweit in der Rolle der Commedia dell`Arte Figur „Truffalgino«, jongliert als quirliger Spaßmacher in gleich mehreren Domänen. Er ist treuer Begleiter des Prinzen und bietet der wütenden Köchin mit riesiger Suppenkelle (Baurzhan Anderzhanov ist umwerfend komisch) Paroli.
Und Teiya Kasahara als garstige Hexe Fata Morgana liefert sich mit Zauberer Tschello, ein Kartenspiel-Match der Extraklasse.
Yannis Pouspourikas und die Essener Philharmoniker spielen die nicht einfache Partitur Prokfjews voller Dynamik und Temperament.
Wie im Märchen üblich, so ist es auch in der Inszenierung von Pelly, die »Bösewichte« erhalten am Schluss ihre gerechte Strafe, die »Guten« bekommen ihre Belohnung. Aus der Orange klettert die liebreizende Ninette (Christina Clark mit leuchtendem Sopran). Der Prinz ist von seiner Schwermut geheilt und bekommt endlich seine Prinzessin. (HA-KRU)
Fazit
Eine hinreißend unterhaltsame Inszenierung mit viel Witz, Tempo, opulenten Bildern und einem hervorragenden Ensemble. Unbedingt ansehen!
(HA-KRU)
Karten: 0201 8122-200
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