Essen
Aalto Theater


Yesterdate - Ein Rendezvous mit den 60ern
Musical-Revue von Heribert Feckler und Marie-Helen Joël


Premiere: Samstag, 8. Februar 2020

In der westlichen Kulturgeschichte nehmen die 60er Jahre einen besonderen Stellenwert ein. Althergebrachte Konventionen und verstaubte Denkmuster wurde der Kampf angesagt. Kurz gesagt, es handelte sich um eine Zeit mit großen Veränderungen in vielen Lebensbereichen. In der Musikwelt sind es die Songs der Beatles, der Rolling Stones und viele anderer Bands, die eine Revolution in Gang setzen. Rockmusik wurde zu einem Synonym für die Rebellion der Jugend gegen die Erwachsenen.
Marie-Helen Joël und Heribert Feckler gehen mit ihrer Musikrevue auf eine aufregende Zeitreise in die 60er. Bis zur Pause nimmt die Zeitmaschine nur langsam Fahrt auf, erst im 2. Akt dreht sie kräftig auf.

Bunte Hippiekostüme, weite Schlaghosen, Rock- und Pop Musik berühmter Musikgruppen und ein blumenverzierter VW-Bully -  die Inszenierung im Aalto bietet viel auf, um die 60er zum Leben zu erwecken.

Essen in den 90er Jahren. Bärbel, Lutz, Gunda, Rolf und Kenneth treffen sich nach dreißig Jahren wieder. Sie waren in den 60er Jahren dicke Freunde und traten gemeinsam in der Band „Dripping Softice“ auf. Mit ihrem VW-Bully waren sie viel unterwegs. Selbst die Beatles erlebten sie 1966 in der Grugahalle. Essener werden sich vielleicht noch erinnern - der Beatles Auftritt war damals ein herausragendes Ereignis. Auf die kreischenden Jugendlichen vor der Halle, die unbedingt die Pilzköpfe sehen wollten, reagierten viele Erwachsene voller Unverständnis.

Dreißig Jahre hat sich die Clique nicht gesehen, jetzt ist ein Benefiz Konzert für ledige Mütter eine gute Gelegenheit, um sich zu treffen. Alle sind ihren Weg gegangen – und mehr oder weniger erfolgreich. Lutz ist ein bekannter Chefarzt geworden und mit Bärbel verheiratet, Kenneth hat einen Laden in der Carnaby Street geerbt, Rolf managt seine Ehefrau Penny, die eine erfolgreiche Sängerin ist. Gunda hat Karriere als Unternehmensberaterin gemacht. Zur Verblüffung der Freunde bringt sie ihren Sohn Alexander mit, von dessen Existenz bisher niemand etwas ahnte. Alexander begleitet seine Mutter, weil er endlich seinen Vater kennenlernen soll. Spätestens, wenn Kenneth und Alexander den Cat Stevens Song: „Father und Son“ anstimmen, lüftet sich das Geheimnis der Vaterschaft für das Publikum.

Abgesehen von der ausgezeichneten Elvis Parodie Alexander Franzens (Rolf), dem Song „Pinnball Wizard“, der Rockgruppe Who, den Henrik Wager als Kenneth zum Besten gibt und einer a-capella Version bekannter Beatles Songs, die alle sieben Darsteller präsentieren, passiert nicht viel im 1. Akt. Daran ändert auch die Hymne auf die Zeche Zollverein nicht viel. Die Protagonisten ergehen sich in längeren Dialogen über die 60er Jahre. Nicht nur die 68er sind da Thema, auch an den Minirock von Mary Quant und die Essener Grugahalle, die als Schauplatz fabelhafter Rockkonzerte damals in aller Munde war, erinnern sich die Freunde. Von den Essener Songtagen 1968 wird ebenfalls berichtet, Woodstock gab es bereits vorher in Essen. Über das Mädchengymnasium  »BMV« lästert man, lange Zeit wurde es als »bekloppter Mädchen Verein“ verspottet. Ebenso erwähnt werden die zahlreichen Erdbeerfelder im Essener Stadtteil Schuir, Anspielung auf den Beatles Song „Strawberry Fields“.

So richtig mitreißend ist das alles noch nicht, Begeisterung für die wilden 60er Jahre sieht anders aus. Man erinnert sich, in dieser unschlagbar verrückten Zeit stürmte ein Hit nach dem Anderen die Charts und ständig entstanden neue Bands. Diskotheken schossen wie Pilze aus dem Boden und Musikbegeisterte standen geduldig Schlange vor der Disko, um den besten  Platz an der Tanzfläche zu ergattern.

Von dieser Begeisterung war bis zur Pause wenig zu spüren. Erst im 2. Akt ändert sich das. Da gibt die Band ihr Benefizkonzert und legt sich mächtig ins Zeug. Auch optisch tauchen sie mit farbenprächtiger Kostümierung in die Zeit der 60 ein. Ein Potpourrie von Rock und Pop Songs, von Schlagern und Chansons, die Bannbreite eines ganzen Jahrzehnts wird gespielt. Zentral die Beatles Songs, perfekt arrangiert vom Unitet Rock Orchestra. Ob Stones, Monkees, Surf Musik der Beach Boys, Songs aus dem Musical Hair oder auch Drafi Deutschers großer Hit: Marmor, Stein und Eisen bricht, das Publikum ist begeistert und klatscht rhytmisch mit. Besonders eindrucksvoll: »The Sound of Silence«, gefühlvoll präsentiert von Henrik Wager und Thomas Hohler. Ebenso imponieren Klassiker - das Chanson von Hildegard Knef »Für mich soll es rote Rosen regnen«, hat immer noch viele Liebhaber.

Das gesamte Ensemble beeindruckt mit großartiger Leistung und gut ausgebildeten Stimmen. Albrecht Kludszuweits übermütige Ausgelassenheit wirkt besonders ansteckend, sein Bewegungsdrang ist kaum zu bändigen. Als er noch einen Spagat hinlegt, ist das Publikum aus dem Häuschen.

Zum Schluss regnet es Konfetti und bunte Luftballons. Das Publikum feiert mit Standing Ovations das Ensemble und freut sich über eine Zugabe. Die Welt ist in Ordnung, jedenfalls für den Aaltobesuch.

(Ulla Harms-Krupp)

 

Nächste Aufführung: 14. Februar 2020
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