Dramma per musica in drei Akten
Musikalische Leitung: Mathew Halls
Prägend für das Werk sind zuweilen ausgedehnte Arien, in denen Schmerz und Verzweiflung der Protagonisten zum Ausdruck gebracht werden.
Den
Tod vor Augen spiegelt die Musik Trostlosigkeit und Ausweglosikeit Ginevas und setzt die seelischen Befindlichkeiten Ariodantes in
emotionale Klangfarben um.
MATTHEW HALLS am Pult der ESSENER PHILHARMONIKER vermag es das Publikum zu begeistern.
Melodrama in zwei Akten von Vincenzo Bellini
Dichtung von Felice Romani nach Charles-Victor Prévost d’Arlincourt
Bellinis Frühwerk „La Straniera“ wird hierzulande eher selten aufgeführt. Im Repertoire der Opernhäuser blieb sie eine „Fremde“. Zu Unrecht. In Zürich inszenierte Christoph Loy 2013 die Oper mit großem Erfolg. Das Aalto Theater übernahm nun die Produktion mit Marlis Petersen in der Titelrolle. Vom Publikum gab es viel Beifall.
Die Handlung basiert auf einer wahren Begebenheit, die sich im 12. Jahrhundert ereignet hat. König Philippe Auguste von Frankreich ist mit Prinzessin Isemberga aus Dänemark verheiratet. Das hindert ihn jedoch nicht, sich eine weitere Frau zu nehmen, Herzogin Agnese von Pommern. Die Kirche verurteilt die Bigamie und droht mit Exkommunion, sollte der könig die Absicht haben, Agnese auf den Thron zu heben. Der König gibt nach und schickt die Herzogin in Begleitung ihres Bruders Leopold ins Exil. Unter dem Namen Alaide und Valburgho leben die Beiden am See von Montelino und warten auf günstigere Entwicklungen am Hofe.
Im Mittelpunkt der Handlung stehen im Aalto-Theater Arturo und Alaide. Arturo hat sich unsterblich in Alaide verliebt, ohne zu wissen, wer sie ist und woher sie kommt. Dass er mit Isoletta verlobt ist und kurz vor der Hochzeit steht, stellt für ihn kein Hindernis dar. Über die Indentität Alaides erfährt auch der Zuschauer zunächst wenig, das Geheimnis ihrer Herkunft wird erst später gelüftet. Ebenso werden Verstrickungen und Bindungen der Protagonisten erst im Laufe der Handlung deutlich und erkennbar wird: das Geschehen nimmt keinen guten Verlauf.
Isoletta muss schmerzlich erkennen, dass Arturo sie nie geliebt hat. Alaides und Arturos Liebe findet keine Erfüllung. Arturo begeht Selbstmord. Und auch der Tod der Königin bringt dem König kein Liebesglück. Alaide will nicht mehr zu ihm zurück. So geht keine der Bindungen gut aus.
Um das Fremdartige der Handlung zu verdeutlichen, geht Loy subtil an die Inszenierung heran. Die Bühne ist mit sparsamen Requisiten ausgestattet, im Stil der Entstehung der Oper. Seilzüge demonstrieren den Szenenwechsel. Alaide und Isabella tragen elegante Roben aus edel-schimmernden Stoffen (Ursula Renzenbrink). Transparente Wandkulissen zeigen eine geheimnisvolle Waldlandschaft. Die Protagonisten halten sich hier auf, sind oft nur als Schatten zu erkennen.
Spiegelungen verdeutlichen das Innenleben der Darsteller. Eine Puppe verkörpert Alaide. Sie wird von den Dorfbewohnern attackiert. In dieser Handlung offenbart sich der ganze Hass auf die Fremde. Sie wünschen ihr den Tod. Die Stilisierung Aalides als Braut mit Krone verdeutlicht ihren Wunschtraum.
Doch der Traum erfüllt sich nicht. Die Liebe findet kein Happy end, sie endet tragisch. Ein glückliches Leben an der Seite Arturos bleibt ein Illusion. Der Beginn der Inszenierung nimmt bereits den tragischen Schluss vorweg. Der tote Arturo liegt auf dem Boden. Er hat Selbstmord begangen. Alaide breitet ihren Schleier über ihn aus und verstreut Blumen.
Das großartige Sängerensemble und der Chor setzen in der Inszenierung immer wieder dramatische Höhepunkte. Die auskomponierten Tableaus fügen sich wirkungsvoll in die Handlung ein. Im Mittelpunkt stehen Marlies Petersen in der Rolle der Alaide und Alexey Sayapin als Arturo. Die Sängerin ist eine großartige Bühnenpersönlichkleit, die mit bemerkenswerter Leichtigket die zahlreichen Koloraturen meistert, sowie Schmerz und Glück in ihrer Stimme gehaltvoll transportiert. Mit Alexey Sayapin (Arturo) harmoniert sie perfekt. Dass die Oper nicht eine einzige Arie für den zentralen Tenor (Arturo) vorsieht, ist eine Besonderheit. Auffallend in dem Werk sind auch die zahlreichen Deklamationen.
Begeistert spendete das Publikum Beifall für Luca Grassi als Valburgo, der mit seinem markanten Bariton alle Höhen und Tiefen bravourös meisterte. Ieva Prudnikovaite als Isoletta bildete mit ihrem gelegentlich etwas herb klingenden Mezzo einen interessanten Kontrast. Auch die anderen Partien glänzen durch eine hochkarärige Besetzung.
Josep Caballé Domenech lässt die Essener Philharmoniker mit großer Empathie und klanglich differenziert aufspielen. Begeisterter Schlussbeifall.