Daphne Maugham Casorati, La Calazione, 1929, Öl auf Leinwand, 121 x 100 cm, Privatsammlung
Daphne Maugham Casorati, La Calazione, 1929, Öl auf Leinwand, 121 x 100 cm, Privatsammlung

 "Unheimlich real"

Italienische Malerei der 1920er Jahre

Museum Folkwang

28.09.2018 - 13.1.2019

 

Das Museum Folkwang präsentiert vom 28.09.2018 – 13.1.2019 die Ausstellung „Unheimlich real“

Italienische Malerei der 1920er Jahre.

 

Die große Herbstausstellung des Folkwang Museums zeigt rund 80 Gemälde des Magischen Realismus. Die Kunstrichtung entstand in Italien in den 1920er Jahren parallel zur neuen Sachlichkeit in Deutschland. Die einzigartige Schau zeigt Gemälde, die noch nie in einer Ausstellung zu sehen waren, viele davon aus Privatbesitz. Die Kunstrichtung des Magischen Realismus ist hierzulande nur wenig bekannt. Wichtige Protagonisten dieser Stilrichtung sind: Felice Casorati, Antonio Donghi und Ubaldo Oppi. Vertreten sind aber auch prominente Wegbereiter wie Giorgio de Chirico, Carlo Carrà und Giorgio Morandi.

 

Nach dem 1. Weltkrieg ist das Bedürfnis nach Stabilität und Ordnung in der Gesellschaft groß. Künstler und Künstlerinnen kehren dem Expressionismus endgültig den Rücken zu und wenden sich der realistischen Darstellungsweise zu. Inspiration suchen sie bei bekannten Meistern des Quattrocentos: Piero della Francesca oder Masaccio.

Der Kunsthistoriker Franz Roth beschreibt den Magischen Realismus als "Künstlerische Haltung, in der die Dinge in der Schwebe bleiben". Aus dem Alltäglichen blitzt Magisches hervor. Die Sujets, dem Alltag entnommen, scheinen klar und eindeutig und doch bewahren die Bilder ein Geheimnis, verbergen  Wesentliches. Geschlossene Bücher, verzerrte Perspektiven, Verfremdung, Einsamkeit, Masken und Draperien sind Elemente mit denen Maler und Maler_innen ihre Kunstwerke in Szene setzen. Auf den Betrachter wirken sie oftmals verstörend und geben ihm Rätsel auf.

 

Die Ausstellung gliedert sich in neun Themengruppen, die sich auf 10 Räume verteilen. Stillleben, Porträts, Interieurs und Akte spielen mit den vermeintlichen Gegensätzen von Realität und Künstlichkeit. Ein Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf porträtierte Frauen, die stolz und gleichzeitig distanziert wirken oder seltsam entrückt. Sorgfältig drapierte Stoffe lassen auf ihre gesellschaftliche Stellung schließen.

 

Beliebte Sujets sind häusliche oder familiäre Szenen. Kinder sind wie kleine Erwachsene dargestellt. Ihr Spielzeug unbenutzt. Berührend die Darstellung einer Gruppe von Jugendlichen unterschiedlicher Altersstufen. Verharrend in ihren Posen wirken sie statisch, vergebens forscht man in ihren Gesichtern nach einem Lächeln. Weitentfernt von Heiterkeit und Unbeschwertheit richtet sich ihr leerer Blick in die Ferne, so als ahnten sie nichts Gutes für die Zukunft. 

 

Die Gemälde strahlen eine überzeitliche Wirkung aus. Ubaldo Oppis Bild seiner Frau in Türkis, die an eine Dame der 1920 Jahren erinnert und doch den Eindruck erweckt einer vergangenen Zeit anzugehören, assoziiert das.

 

Im ersten Ausstellungsraum zieht Giorgio de Chirico mit seinen Architekturbildern den Blick auf sich. Bereits 1910 eröffnete er seine Serie der „Piazze d‘Italia“. Ein Bild aus den Jahren 1924/25 beeindruckt in Essen. Es zeigt die Schlüsselelemente seiner Malerei: Arkadenarchitektur, Gliederpuppen und eine prononcierte Anwendung der Zentralperspektive: De Chirico gilt mit seiner metaphysischen Malerei als Wegbereiter des Magischen Realismus. Ein weiterer Raum widmet sich der Maskerade. Clowns, Harlekins und Magier treiben ihre raffinierten Spiele mit der Illusion. Figuren der Commedia dell Àrte: Pulcinella in weißem Hemd und schwarzer Halbmaske und Arlecchino in farbigem Rautenmuster rufen in den Gemälden komische und ebenso tragische Stimmungen hervor.

 Am Freitag, den 23.11., von 10 - 18 Uhr findet ein Symposium zum Realismo Magico statt. Internationale Expert_innen untersuchen die Stilimmanenten und historischen Entwicklungen, die zum Magischen Realismus geführt haben.

 

 

 www.museum-folkwang.de

Ort: Museum Folkwang, Museumsplatz 1, Essen

 

Öffnungszeiten Di. - So. 10-18 Uhr, Do./Fr. bis 20 Uhr; Eintritt: 8 Euro, ermäßigt 5 Euro

 

Katalog Hirmer-Verlag, 32 Euro (Museum), 39,90 Buchhandel