Hamlet

12-musikdramatische Tableaux nach William Shakespeare

von Christian Jost

Libretto: Christian Jost unter Verwendung des englischen Originaltextes und der Übersetzung von August Wilhelm Schlegel und Ludwig Tieck

Musikalische Leitung: Jac van Steen

Inszenierung: Peter te Nuyl

Uraufführung: 21.Juni 2009 Berlin

 

Neuinszenierung: 30. April 2011, Musiktheater Dortmund

Opernchor des Theater Dortmund

Dortmunder Philharmoniker

 

Es ist sicher eine große Herausforderung, die Shakespeare Tragödie „Hamlet“ als Oper auf die Bühne zu bringen. Christian Jost inszenierte den „Shakespeare Stoff“ 2009 für die komische Oper Berlin. Die Zeitschrift „Opernwelt“ wählte „Hamlet“ zur Uraufführung des Jahres. In Dortmund hielt sich die Begeisterung für das Werk in Grenzen. Es kann als mutig bezeichnet werden, dem Publikum ein zeitgenössisches Werk zu präsentieren, denn für das betreffende Haus ist mit dem Projekt fast immer ein Verlustgeschäft verbunden.

 

Christian Jost schrieb die Musik und das Libretto. Er orientiert sich dabei weitgehendst an Schlegels deutscher Übersetzung, gelegentlich bezieht er sich auch auf Shakespeares Originaltext.

 

Regie in Dortmund führte der niederländische Regisseur Peter te Nuyl. Er präsentiert die Inszenierung als Theater im Theater, Spiel im Spiel. In 12 Tableaus wird das Drama aufgeführt. In der Inszenierung sind neben Verfremdungen, Groteske und komischen Elementen die atmosphärische Musik, in der alle Orchestersektionen zum Einsatz kommen, hervorzuheben. Das Werk sei in alle Richtungen interpretierbar, meinte Jost.

 

Die 12 Tableaus haben fragmentarischen Charakter, inhaltlich orientieren sie sich stark am historischen Shakespeare Stoff, dramaturgisch enthalten sie kaum Überraschungen, einzige Abweichungen: Hamlets Rolle ist von einer Frau besetzt (Maria Hilmes) und überlebt. Die Regie legt den Fokus auf die innerliche Zerrissenheit der Hamletfigur. Eine Theatertruppe spielt vor einer improvisierten Kulisse mit instabilen Säulen, die umzufallen drohen. Eine bestehende Ordnung scheint ins Wanken geraten zu sein, so die Assoziation. Horatio (Brian Dore) übernimmt die Regie um die Geschichte des Dänenprinzen "Hamlet" nachzustellen. Zu Beginn werden die Rollen auf der Drehbühne verteilt.

 

Aus der Tragödie wird eine Parodie, eine Groteske, in der Hamlet als Inbegriff des modernen Menschen agiert. Er ist auf der Suche nach der eigenen Identität und kann existientiellen  Fragen nicht mehr ausweichen.

 

Das Drama kann ohne Weiteres auf Musik verzichten. In der Oper übernimmt die Musik die Aufgabe, die seelischen Befindlichkeiten des Helden offenzulegen und das Unbewusste, Ungesagte an die Oberfläche zu transportieren. In einigen Szenen gelingt dies, doch ist es nicht durchweg der Fall, da die Komposition auf dramatische Steigerungen verzichtet und emotionale Ausbrüche eher die Seltenheit sind. Die Melodie ist lyrisch mit Rezitativen, üppigen Melismen und Sprechgesang.

Das Ensemble spielt mit großem Engagement, versucht Bühnenaktion, dominanten Text und Musik wirkungsvoll zur Geltung zu bringen. Doch besonders nach der Pause kommt es zu Wiederholungen, dem Bühnengeschehen fehlt die Dramatik, Monotonie breitet sich aus. Obwohl die Musik durchaus Farbigkeit besitzt, wirkt sie stellenweise wenig abwechslungsreich und eher konventionell.

 

Das Orchester unter der Leitung von Jac van Seen spielt sehr präzise und setzt alles daran der Musik Josts klanglich zum Erfolg zu verhelfen. Auch die Sänger überzeugen durchweg mit guten Leistungen. Mezzosopranistin Maria Himes bemüht sich sehr, der Figur des Hamlet Profil zu geben. Es gelingt nicht immer, da Exzessivität, Leidenschaft und dramatische Ausbrüche in ihrer Rolle nicht unbedingt angelegt sind.

 

Es gibt freundlichen Beifall für das Orchester und das gesamte Ensemble.