Bochum

 

Alice von Lewis Caroll

 Inszenierung Anna Bergmann

 

Aufführung vom 25. 10.2009 um 19 Uhr

(Premiere am 1.10.2009)

 

Anna Bergmann hat die Alice-Romane von Lewis Caroll „Alice im Wunderland“ und „Alice hinter den Spiegeln“ inszeniert, und zwar für Erwachsene. Alice – apathisch und verzweifelt dargestellt von Maja Beckmann - steht inmitten einer verkorksten Familie. Die Mutter – stets krankhaft lächelnd – hat mehrfach abgetrieben und wirft ihrer Tochter vor, ihr ihre Jugend gestohlen zu haben. Dieser Mutter-Tochter-Konflikt wird bis zum Schluss nicht gelöst. Der Vater trinkt, bemitleidet sich und hält sich aus allem raus, während die Brüder überdreht und verrückt wirken – jeder auf seine eigene Weise. Man möchte meinen, Bergmann habe Rebecca Millers „Pippa Lee“ gelesen. In diesem Buch schildert die Tochter Arthur Millers eine ähnlich gestörte Familiensituation.

 

In der Inszenierung von Anna Bergmann schlüpfen die Darsteller phasenweise in die Rollen der Figuren aus den Alice – Romanen. Die Mutter, gespielt von Martina Eitner-Acheampong, ist auch die Herzkönigin sowie die Schwarze Königin. Als liebevolle und am Ende verzweifelte Mutter kommen an einer Stelle im Stück ihre Aggressionen durch. Es scheint, als könne sie diese erst in der Rolle der despotischen Herrscherin - „Hackt ihr den Kopf ab!“ ausleben. Gewalt ist ein Thema in den Alice-Romanen. Bergmann zeigt , welche Folgen Gewalt in der Familie hat. Gewalt in der Familie – sehr bedrückend, düster und wahrhaft nichts für Kinder. Aufheiterung bieten die Songs, die von den Schaupielern gesungen werden, wie „Walking on Air“ von Martina Eitner-Acheampong. Sehr gut ist die Darstellung der Puppenspieler, die beispielsweise die Schmeichelkatze und Alice als Kind gekonnt in die Handlung miteinbeziehen. Ablenkung von der bedrückenden, psychisch fordernden Aufführung bietet die Bühne, die als sich drehender Würfel verschiedene Bilder zeigt. In der Mitte befinden sich die Spiegel, in der Küche der Familie läuft im Fernseher die Verfilmung von „Alice im Wunderland“. Doch die dauert keine zwei Stunden – im Stück gibt es keine Pause – und am Ende zeigt der Bildschirm nur Schnee. Ein klares Bild kann auch die Inszenierung im Schaupielhaus nicht verschaffen, eher eine deprimierende Stimmung.

 

(Anna Dettmer)