Claus Boesser-Ferrari und Hansa Czypionka
Claus Boesser-Ferrari und Hansa Czypionka

 Bochum

 

Lenz – Scapes

Mit Hansa Czypionka und Claus Boesser-Ferrari

 

Am 28. April 2013 im Schauspiel Bochum/Kammerspiele

 

2013 jährt sich Georg Büchners Geburtstag zum 200. Mal. Dies mag der Grund gewesen sein für einen Abend „Büchner – Total“ im Schauspielhaus Bochum. Während im Haupthaus der viel inszenierte „Woyzeck“ geboten wurde, gab es in den Kammerspielen ein Kleinod:

 

Der aus Bochum stammende Schauspieler Hansa Czypionka, der bereits früher am Schauspielhaus zu sehen war und durch etliche Fernsehrollen Bekanntheit erlangte, und der international renommierte Solo-Gitarrist Claus Boesser-Ferrari wählten die vom erst 22-jährigen Georg Büchner geschriebene Erzählung „Lenz“ für eine gemeinsam präsentierte Lesung.

Lenz wandert durch’s Gebirge aus einem zunächst unbekannten Grund und einem unbekannten Ziel zu. Doch schon bei dem Hinweis in einem der nächsten Sätze „… er spürte keine Müdigkeit, nur war es ihm unangenehm, dass er nicht auf dem Kopfe gehen konnte …“ ahnt der Zuhörer, dass er sich auf schwierige Gedankengänge wird einlassen müssen. Büchners reiche Sprache beschreibt im weiteren Verlauf neben den äußeren Gegebenheiten vor allem die an- und abschwellende innere Zerrissenheit eines Menschen, der von schweren Depressionen geschlagen verzweifelt den Weg zur Erlösung sucht, aber nicht findet. Er findet nicht einmal den Tod – er wird in die innere Leere getrieben „… und so lebte er hin.“

Büchners Erzählkunst wird deutlich durch Czypionkas kraftvolle, eindringliche Stimme, begleitet von sparsamer Gestik und Mimik, die das dramatische Geschehen und Lenzens Leiden an der Welt begreiflich machen. Kongenial begleitet wird er von Claus Boesser-Ferrari, der in seiner sehr eigenständigen Tonwelt das Geschehen interpretiert. Er schafft eindrückliche Klangbilder, ergänzt Melodien, die der Zuhörer wiedererkennen mag, wie etwa das Lied „Es geht ein dunkle Wolk‘ herein“ oder „Wir sind nur Gast auf Erden“. Hansa Czypionka ergänzt durch klagende Bandoneon-Töne oder auf der Autoharp. Die Zuhörer/Zuschauer danken dem Duo mit herzlichem Applaus und werden noch belohnt durch eine Zugabe des von Hansa Czypionka stammenden Liedes „Die Welt ist schön“, das die schwere Kost des Abends leichter verdaulich macht.

Man könnte sich gut eine Fortsetzung vorstellen.

 

30.4.13/GBW