Gelsenkirchen

Musiktheater im Revier

 

Rheingold

Oper von Richard Wagner

 

 Premiere: 23. April 2011

 

Für den Musikdramatiker Richard Wagner bildeten Dichtung, Musik und szenische Darstellung eine untrennbare Einheit. Die Neue Philharmonie Westfalen hat sich mit seinem Chefdirigenten Rasmus Baumann bewusst dafür entschieden, den Vorabend der Ring-Tetralogie konzertant aufzuführen. Das Risiko, das opulent besetzte Orchester auf der Bühne zu platzieren und somit auf das vom Komponisten erwünschte gedämpfte Klangbild aus dem Graben zu verzichten, hat sich gelohnt. Nie überdeckte das Orchester die vierzehn exzellenten Gesangssolisten, bis auf eine Ausnahme sind alle Mitglieder des eigenen Ensembles.

 

Die Neue Philharmonie Westfalen erzeugt zweieinhalb Stunden lang einen transparent-mysthischen Klangteppich auf einem bemerkenswerten musikalischen Niveau, der hochkonzentrierte Baumann führt Orchester und Sänger souverän durch die komplexe Partitur. Die fehlende Szenerie entfaltete sich über die Eindringlichkeit der Musik und der Kunstsprache Richard Wagners in den Köpfen des Publikums - an diesem glanzvollen Premierenabend hat wohl Niemand expressive Regieideen vermisst.

 

In einer wunderbaren stimmlichen Harmonie interpretieren Alfia Kamalova, Dorin Rahardja und Almut Herbst die das Gold bewachenden Rheintöchter. Der verliebte Nibelung Alberich, grandios kraftvoll und von Bjørn Waag gesungen, beobachtet die ihn verspottenden Nixen und wird harsch abgewiesen. Er verflucht verzweifelt die Liebe und raubt den Goldschatz, um aus ihm den grenzenlose Macht verleihenden Ring zu schmieden.

 

 Ein veritabler Zwist des Götterpaares Wotan und Fricka leitet nach dem weihevollen Vorspiel das zweite Bild ein. Andreas Macco wirkt etwas distanziert, die Mezzosopranistin Gudrun Pelker hingegen beeindruckt mit betörend dunkler Stimme und überzeugendem Minenspiel in ihrer Doppelrolle (sie singt im vierten Bild auch die Urmutter Erda). Wotan hat als Lohn für die Errichtung der Burg Walhall durch die Riesen Fafner und Fasolt (Dong-Won Seo und Joachim G. Maass) Freia, die Göttin der ewigen Jugend, anmutend Petra Schmidt, an die Riesen verpfändet; Fricka ist empört. Die Götter Froh und Donner (Lars-Oliver Rühl und Piotr Prochera) wollen um ihre Schwester kämpfen. Der verschlagen intrigante Halbgott Loge (köstlich die Mimik und Gestik William Saetres) hat die Lösung: er berichtet über den geschmiedeten Ring und dessen magische Kraft. Sie bieten den Riesen das Rheingold im Tausch gegen Freia an und beschließen den Raub von Gold und Ring.

 

 Wotan und Loge steigen hinab nach Nibelheim, wo Alberich zwischenzeitlich mit der Macht des Ringes eine Gewaltherrschaft errichtet hat. Sein Bruder Mime (Mark Bowman-Hester) muss ihm eine Tarnkappe fertigen, durch die er unsichtbar wird und andere Gestalten annehmen kann. Loge animiert listig den Zwerg, sich in eine Riesenschlange und dann in eine Kröte zu verwandeln - so gelingt es Ihnen, Alberich zu fangen und zu fesseln. Wotan verlangt die Herausgabe des Goldschatzes, der Tarnkappe und des Rings. Voller Hass verflucht Alberich den Ring - wer ihn besitzt, soll vernichtet werden.

 

Das Drama neigt sich seinem Ende zu: Wotan übergibt Fafner und Fasolt als Preis für Freia das Gold und den Tarnhelm, den Ring verweigert er. Erda gemahnt die Götter an ihr Ende - Wotan übergibt widerwillig den Ring. Der Fluch wirkt sofort. Fafner erschlägt seinen Bruder Fasolt.

 

Die Götter ziehen in Walhall ein und die Rheintöchter beklagen den Raub des Goldes.

 

 

 

Das Premierenpublikum applaudiert stürmisch zu einem herausragenden Opernabend.

 

 

 

Rainer Schwirtzek

 

 

 

Weitere Vorstellungen: am 8. Mai, 4., 9., 11. und 23. Juni sowie am 1. Juli